K�rper und Seele bilden eine Einheit

Der Mensch besteht nicht nur aus einem Körper mit Haut und Knochen. Was ihn ausmacht, ist vielmehr ein Selbstbewusstsein, Gefühle, Wünsche, Hoffnungen, Glauben, Wissen und Charakter. Früher nannte man diesen Teil des Menschen Seele. Heute denken wir, dass dies alles im Kopf durch elektrische Verschaltungen, also im Körper und vom Körper gesteuert und gebildet wird. Die Seele gilt als ein Evolutionsprodukt des Gehirns.
Dabei bildet Körper, Geist und Seele eine Einheit. Mehr noch. Der Mensch kann querschnittsgelähmt sein, er kann sogar eine Krankheit haben, bei der alle Muskeln im Körper gelähmt sind und trotzdem verliert er nicht seine Seele, seine Persönlichkeit. Obwohl große Teile des Gehirns dann zur Steuerung des Körpers nicht mehr erforderlich sind. Seine persönlichen Wünsche, Hoffnungen und Bestrebungen passen sich dabei selbstverständlich der Behinderung an. Umgekehrt gibt es viele Krankheiten, wahrscheinlich die Mehrheit der Krankheiten, die von der Psyche, vom Wollen, vom Empfinden, den Gefühlen verursacht und gesteuert werden. Dies sind nicht nur die psychiatrischen und psychosomatischen Krankheiten.

Jede Krankheit hat einen k�rperlichen und einen seelischen Anteil

Dies gilt für alle Krankheiten. Sind Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Übelkeit, Schlappheit, verstärktes Schwitzen nun körperliche oder seelische Symptome einer Krankheit? All diese Symptome gibt es bei einer rein depressiven Erkrankung, sie gibt es aber auch bei einer Krebserkrankung, einer Schilddrüsenerkrankung oder vielen anderen, als körperlich aufgefasste Krankheiten. Krankheiten hatten nie etwas rein körperliches oder rein seelisches, sondern immer eine Kombination aus beidem. Es ist deshalb falsch, zwischen körperlichen und seelischen Krankheiten zu unterscheiden. Selbst wenn ein Bein gebrochen ist, spürt man dies am Schmerz. Die große Gruppe körperlicher Krankheiten hat sich erst mit der modernen Medizin entwickelt. Seit man Untersuchungs- und Messergebnisse bei krankhaften Störungen am Körper findet, die von der Norm abweichen, glaubt man, dass diese Untersuchungsergebnisse Ausdruck der Krankheit sind. Weil sie am Körper gemessen werden, wird die Krankheit als eine körperliche aufgefasst. Aber Schmerz, Übelkeit, allgemeine Schwäche lassen sich nicht wirklich messen, sind Empfindungen und damit seelische, zumindest psychische Phänomene. Die Medizin wäre gut beraten, wieder viel mehr die seelischen Phänomene einer Krankheit in den Blick zu nehmen.

Die Behandlung mit einer Reparaturmentalit�t kann nicht erfolgreich sein

Wir Menschen sind keine Autos und keine Staubsauger. Man kann zwar ein künstliches Hüftgelenk oder Kniegelenk, sogar ein fremdes Herz oder eine fremde Leber gegen alte, scheinbar verschlissene Organe austauschen. Man hofft, in nicht absehbarer Zukunft mit sogenannten Stammzellen Organe und Teile des Körpers zu verjüngen, indem diese Stammzellen Reparaturmechanismen anregen. Kann man die Seele, die Persönlichkeit eines Menschen austauschen, verjüngen, reparieren? Dies wird nie gelingen. Oder nur zum Preis der Vernichtung von Persönlichkeit oder Seele. Die Steigerungsform des Ganzen wären dann menschliche Roboter. Das, was uns Menschen ausmacht, ist unsere Persönlichkeit, sind auch unsere Schwächen, Unzulänglichkeiten und Möglichkeiten. Reparatur am Menschen bedeutet Eingriff in die Natur, Veränderung, die einem aktuell herrschenden Wertesystem folgt. Eine Reparatur ohne Berücksichtigung der Persönlichkeit, ohne Berücksichtigung des seelischen Befindens, kann nicht wirklich auf Dauer Nutzen bringen, denn schon bald würden sich neue Krankheiten, neue Leiden einstellen, die die alten ersetzen.

Der ganzheitliche Ansatz in der Psychosomatik

Psychosomatik ist, wie der Name sagt, eine Krankheitslehre, die den psychischen und den körperlichen (Soma) Anteil einer Krankheit im Blick hat. Hier wird der Tatsache Rechnung getragen, dass bei den allermeisten Krankheiten diese beiden Anteile von Bedeutung sind, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Hieraus ergibt sich ein ganzheitlicher Ansatz, der versucht, dem individuellen Menschen in seiner ganz persönlichen Situation gerecht zu werden und zu helfen. Aber auch hier akzeptiert man die Trennung zwischen Körper und Psyche, zwischen Körper und Seele. Der Anteil körperlicher Störungen wird von den Fachleuten behandelt, die für den Körper zuständig sind. Psychosomatische Behandlungsformen begleiten lediglich diesen Behandlungsprozess oder schließen einen psychosomatischen Behandlungsprozess an die körperlichen Behandlungen an, insbesondere dann, wenn die körperlichen Behandlungsmaßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben. Sie sind dabei meist auf psychiatrische und psychotherapeutische Behandlungsformen festgelegt.

Der ganzheitliche Ansatz in anderen Medizinsystemen

In der traditionellen chinesischen Medizin, in der Klostermedizin des Mittelalters, in der Homöopathie oder in der Naturheilkunde steht die Harmonie, das Gleichgewicht körperlicher Vorgänge und zwischen körperlichen und seelischen Vorgängen im Zentrum der Lehre und der Behandlung. Oft wird hierbei über den einzelnen Kranken hinaus seine Stellung und Beziehung zur Natur, zur Welt oder auch zu Gott betrachtet. Mit unterschiedlichem Ansatz handelt es sich hierbei um ganzheitliche Behandlungssysteme. Statistische Verallgemeinerung und Kategorienbildung spielt hierbei keine Rolle, sondern der individuelle Mensch mit seiner ganz eigenen Befindlichkeit ist das entscheidende. Man orientiert sich jeweils an einer übergeordneten Theorie, die nicht wissenschaftlich bewiesen werden muss, mit Messergebnissen belegt werden muss. Die Behandlung wirkt innerhalb dieses Theoriengebildes aus sich heraus und fußt auf Erfahrungswissen. Dabei sind die Theorien, die diesen Behandlungsmethoden zugrunde liegen, genauso wahr und falsch wie unsere wissenschaftliche Medizin, nämlich nur eine Frage von Theorie, Glauben und Überzeugung. Sie sind allerdings mit Wissenschafts- und Technikgläubigkeit nicht gut vereinbar. Deshalb wenden wir uns bei schweren Krankheiten lieber erst einmal der Schulmedizin zu und erst dann anderen Medizinsystemen, wenn diese nicht mehr hilft oder auch als Ergänzung.
Die sogenannten alternativen Medizinsysteme sind übernommen aus einem anderen Kulturkreis oder Kulturzeit als der unsrigen heute, sie sind uns deshalb mit unserem wissenschaftlichen Denken in ihrem Denkansatz fremd.